Ansprechpartnerin

Dr. Kerstin Wolff

Projektleitung

Dr. Kerstin Wolff

Bearbeiterinnen

Dr. Elke Schüller

Laufzeit

01.04.2023 - 31.03.2024

Finanziert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst

Die außeruniversitäre Schwester der Frauengeschichte

Entstehung und Entwicklung der ersten Lesben- und Frauenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen in den 1980er-Jahren. Das Beispiel des AddF in Kassel

Das Forschungsprojekt macht sich zur Aufgabe, die Entstehung und Entwicklung der westdeutschen Frauen- Lesbenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen (FLBD) zu untersuchen, die ab den 1970er Jahren gegründet wurden.
Eine These des Projektes ist, dass es ab den 1980er Jahren zu einer Trennung der Frauengeschichtsschreibung in einen universitären und einen außeruniversitären Flügel kam. Dieser Flügel findet sich vor allem in den FLBD. Während der universitäre Zweig in Ansätzen bisher untersucht ist, steht eine Analyse für die frühe Phase der FLBD noch aus. Hier setzt das Forschungsprojekt an.

Auf den ersten sogenannten Historikerinnentreffen in den 1980er Jahren traten universitärgebundene Wissenschaftlerinnen für die Umgestaltung der Geschichtswissenschaft ein: Frauen sollten als historische Subjekte sichtbar gemacht und „Frauengeschichte“ als eigenständige Forschungsdisziplin innerhalb der Geschichtswissenschaft verankert werden. Ein anderer, nichtuniversitärer Teil der Historikerinnen organisierte sich in der zweiten Frauenbewegung und baute mit deren Hilfe verschiedenen Projekte auf. Auch hier war das Ziel, Frauen in der Geschichte einen Platz einzuräumen, denn historisches Quellenmaterial zu Frauenwurde aufgrund einer traditionellen androzentrischen Sammlungspraxis staatlicher Archive als irrelevant aussortiert und häufig vernichtet. Falls Quellen von Frauen  doch einmal Eingang in die Archive gefunden hatten, wurden sie in der Regel in die Nachlässe ihrer Ehemänner oder Vater  einsortiert und waren somit in ihrer Eigenständigkeit unsichtbar. Ebenfalls hatte sich gezeigt, dass auch Zeugnisse von Protestbewegungen kaum in staatlich finanzierte Archive aufbewahrt wurden. Diesen Umständen traten die FLBD entgegen, indem sie sich zum Ziel setzen, Literatur- und Quellenmaterial zu Frauen und Protestbewegungen zu sammeln, zu klassifizieren und zu archivieren sowie für Bildungs- und Forschungszwecke recherchierbar, einsehbar und verwendbar zu machen.
Die zunehmende Fokussierung der universitären Historikerinnen auf ihr akademisches Arbeitsumfeld veränderte die bis dato praktizierte Zusammenarbeit, sodass die FLBD ab Mitte der 1980er Jahre eine Strategie ohne universitäre Anbindung entwickelten. Wie sahen diese Strategien aus? Welchen Beitrag leisteten die FLBD zur Entwicklung und Etablierung der Frauengeschichtsforschung? Welche Professionalisierungsschritte waren dafür notwendig? Diesen Fragen wird am Beispiel des Archivs der deutschen Frauenbewegung (AddF) nachgegangen. Gegründet 1983/84 begann das AddF die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland zwischen 1800 und 1945 (der Sammelzeitraum wurde später bis 1970 erweitert) sowohl zu sammeln als auch zu erforschen.

In diesem Entwicklungskontext ist nach wie vor unklar, welche Wirkung die Auseinanderentwicklung zwischen akademischer Frauenforschung und Etablierung der FLBD hatte. Diese Frage soll anhand der Entwicklungsgeschichte des AddF exemplifiziert werden. Mittels qualitativer Expertinneninterviews der AddF-Gründerinnen ermöglicht das Forschungsvorhaben die Untersuchung der historischen und auch wissenschaftlichen Relevanz von FLBD-Einrichtungen zwischen Frauenbewegung und bibliothekarischen Facheinrichtungen sowie zur Institutionalisierung eines Frauenbewegungsprojekts. Erst damit kann die Geschichte der Etablierung der Frauengeschichte vollständiger erzählt werden und deren gesellschaftliche Bedeutsamkeit ausgeleuchtet werden.

Archiv der deutschen Frauenbewegung
Gottschalkstraße 57
D - 34127 Kassel
Tel.: +49 (0)561-989 36 70
Fax: +49 (0)561-989 36 72
E-Mail: info@addf-kassel.de

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag
11-17 Uhr und nach Vereinbarung

Wir sind Teil von

Forschung